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Beginnen wir unten, wo die Angst nach baldigen Auswärtsfahrten nach Nyon, Bellinzona und Schaffhausen am grössten sind. Tabellenschlusslicht Winterthur, Grasshoppersklub Zürich und Yverdon Sport heissen die Mannschaften, die in den folgenden Monaten bemüht versuchen werden die rote Laterne zu meiden. Der FC Winterthur möchte dabei durch die Verpflichtung von Uli Forte mit neuem Elan den Konkurrenten den Kampf ansagen.
FC Winterthur: Zu klein für diese Liga
Forte ist kein neues Gesicht für die Credit Suisse Super League. Mit seinen Stationen bei den Young Boys aus Bern, dem FC Zürich und zuletzt den Grasshoppers ist er mit dem Schweizer Fussball vertraut. Jedoch ist die jetzige Aufgabe eine Herausforderung, die er in diesem Stil noch nie hatte. „Das ist die kürzeste Vorbereitungszeit meiner Karriere“, sagt Uli Forte gegenüber dem Blick im Interview, angesprochen auf die in kürze startende Rückrunde. Allerdings kennt er die Mission „Abstieg vermeiden“ noch gut aus seinen Laufzeiten beim FCZ und dem Rivalen GC. Bei beiden Stadtzürcher Vereinen gelang es dem Italiener nicht die Teams vor der Challenge League zu bewahren, wobei man erwähnen muss, dass Forte beim FCZ nur drei und GC acht Spiele hatte, um die Traditionsvereine zu retten. Nach seinem ersten Abstieg im Jahr 2016 gelang ihm mit dem FCZ souverän ein deutlicher Wiederaufstieg nach nur einer Saison. Nicht so dominant präsentierten sich allerdings die Hoppers unter Forte, für die es nur für den dritten Platz reichte und diese somit knapp die Barage und den direkten Aufstiegsplatz verpassten.
Für den FC Winterthur stellt sich nun die Frage, welche Ziele durch die Anstellung Fortes avisiert werden sollten? Einen direkten Abstieg zu vermeiden scheint zwar ideal, doch für welchen Preis? Damit die Eulachstädter in der nächsten Saison mit den gleichen Ängsten, Abstieg und Serien von Niederlagen, leben müssen? Die Situation von Winterthur könnte sich einstig durch ein Langzeitprojekt stabilisieren. Uli Forte als Retter der Not funktioniert nur zwischenzeitlich. Die Probleme von Winti, die sich in der letzten Zeit summierten ragen über die aktuelle Platzierung hinaus. Der Kader ist mittlerweile so mager besetzt, dass sich dieser stark von den restlichen Teams der Super League differenziert. Mit einem Kader-Marktwert von 13 Millionen stellt der FC Winterthur das Tabellenschlusslicht im Vergleich dar, sieben Millionen weniger als GC und Sion.

Diese Zahlen sprechen für sich und deuten auf die mangelnde Qualität im Kader Winterthurs hin. Abgänge wie Sayfallah Ltaief, Torhüter Marvin Keller und Alexandre Jankewitz, die alle nach abgelaufener Leihe zu ihren Klubs zurückkehrten, fehlen dem FCW. Klar lassen sich diese nur schwer ersetzen, Transfers sind kostenaufwendig, weswegen der Fokus auf die Jugendarbeit in Winterthur besonders wichtig ist. In den letzten Jahren zeigte sich der Verein mit Spielern wie Manuel Akanji, Steven Zuber, Admir Mehmedi und Pajtim Kasami als echter Ausbildungsverein von talentierten Spielern. Eben solche talentierte Spieler sollten wieder vermehrt in den Startaufstellungen Wintis erscheinen. Mit fünf Eigengewächsen im Kader belegt der FCW im Vergleich nur den neunten Platz. Mit 26,8 Jahren im Durchschnitt ist der Kader der Eulachstädter dazu noch der Älteste der Super League.

Prognose: direkter Abstieg, Platz 12
Ziele: Langzeitprojekt mit Forte starten, aufgrund von finanziellem Nachteil auf Jugendarbeit setzen
Probleme: Zu altes Kader, zu wenig Eigengewächse in der ersten Mannschaft, Die ständigen Taktik-Wechsel Zarics müssen vereinheitlicht werden
Yverdon Sport: Kleinstadt-Verein mit grossen Inhabern
Weiter zu einem Verein, den viele Fans seit dessen Anwesenheit in der Super League als Abstiegskandidaten auf dem Schirm haben, wobei dieser bei näherem Betrachten über einen qualitativen Kader mit viel aufstrebenden Spielern verfügt. Talente wie Marley Aké, der leihweise von Juventus Turin gekommen ist, kicken auf dem Stade Municipal wenige Meter vom Neuenburgersee entfernt. Yverdon Sport befindet sich zurzeit auf Rang neun, mit einem dünnen Polster von vier Punkte vor dem direkten Abstiegsplatz. Im Gegensatz zum FC Winterthur sind die Besitzer hinter dem Waadtländer Verein, eine Gruppe um die Amerikaner Jamie Welch und Jeffrey Saunders, eher bereit grössere Summen in Transfers zu investieren. Dazu lässt sich bei den Inhabern eine Strategie erkennen, die sich auf Leihen von talentierten jungen Spielern von etablierten Vereinen der „Top Five Ligen“ fokussiert. Lazio Rom, Udinese Calcio, Salernitana und Lens heissen Mannschaften von denen sich Yverdon schon Spieler ausgeliehen hat. Doch auch Spieler, die dem Verein gehören, wie Boris Cespedes, Anthony Sautier und Torwart Paul Bernadoni sind Qualitätsspieler, die in der höchsten Schweizer Spielklasse konkurrieren können. Kurz gesagt: Der Kader von Yverdon ist gut aufgestellt, die Besitzergruppe verfügt über gute Verbindungen in Europas Topligen und ausreichendes Budget, um den Gegnern das Wasser zu reichen.
Wie der FCW entschied sich auch Yverdon Sport für einen Trainerwechsel für die Rückrunde. Der, bis am 17.12.24 im Amt gewesen Alessandro Mangiaratti wurde durch dessen Landsmann Paolo Tramezzani ersetzt. Tramezzani hatte in der Schweiz drei mal die Sittener und einmal die Luganesi trainiert und weist somit eine Erfahrung im Schweizer Fussball auf.
𝙇𝙖 𝙧𝙚𝙥𝙧𝙞𝙨𝙚 𝙖 𝙨𝙤𝙣𝙣𝙚́ ! ⏱️🇵🇹
— Yverdon Sport (@yverdonsport) January 2, 2025
Paolo Tramezzani et ses hommes se sont réunis ce matin au Stade municipal, avant de prendre la direction de Genève puis de s'envoler à Lisbonne, où un stage de 9 jours les attend.
Arrivée ce jeudi soir à Troia ! pic.twitter.com/x97BkzvC2f
Neo-Trainer Tramezzani trifft sich mit seinen Spielern für die Vorbereitung
Jedoch war der Auslöser für die Anstellung Tramezzani wohl ein viel entscheidenderer Faktor. Yverdon Sport zeigte sich im Verlauf der laufenden Saison oft in einer 3-4-3 Formation, die Tramezzanis System entspricht. Eine Formation, die es ermöglicht sich auf verschiedene Gegner einzustellen. Eine offensive Spielweise kann durch die Wingbacks lanciert werden, die allerdings auch in eine defensive Fünferkette zurückfallen können. Eine moderne Formation, die viele verschiedene Taktiken erlaubt. Rúben Amorim, Thomas Tuchel und Filippo Inzaghi sind europaweit die Vorbilder für solche spielerische Auslegungen.
Prognose: Klassenerhalt, Platz 8
Ziele: Unterhaltender Fussball, weitere Leihen, sich in der Super League etablieren
Probleme: Viele Leihspieler => Jahr zu Jahr stark veränderte Kader
GC Zürich: Kampf gegen den Abstieg und sich selbst
Zurück nach Zürich. Doch dieses Mal in die Stadt. Dort ist der Grasshoppers Club Zürich zuhause, der sich in der Vorrunde am letzten Spieltag noch vom letzten Platz, mit einem 1:0 Auswärtssieg in Basel, retten konnte. Die letzten Jahre der Hoppers waren turbulent, weshalb sich der Rekordmeister auch dieses Jahr im Abstiegskampf vorfindet. Erst kürzlich übernahm die LAFC Group den Verein aus Zürich. Doch die Saison konnten die Inhaber dem Verein noch nicht ihren Stempel aufdrücken, die Situation ist gar noch dringender. Ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass der Abstiegskampf wohl zwischen drei Vereinen ausgemacht wird, womit sich die Grasshoppers keine schlechte Rückrunde leisten dürfen. Mit Tomas Oral haben die Hoppers diese Saison bereits ihren zweiten Cheftrainer an der Seitenlinie, der allerdings im Vergleich zu den anderen Neo-Trainern der Abstiegskandidaten schon Spiele absolviert hat. Ein Sieg gegen Meisterkandidat Basel, eine Niederlage gegen den FC St. Gallen und drei Unentschieden sind die bisherigen Resultate des Deutschen.
Tomas Oral spricht über seine Anstellung bei GC
In Orals System ergeben sich viele Chancen durch Flanken auf den Neuner, der dann im Luftduell zum Abschluss kommt. Für viele Hereingaben ist dabei der Spieler Giotto Morandi verantwortlich. Dieser hat einen im Sommer auslaufenden Vertrag, weswegen er nach Angaben von Quellen wie Blick vor einem Ablöse-freien Wechsel steht. Dieses Problem betrifft zwar nicht die Rückrunde, doch könnte den Grasshoppers in Zukunft Schwierigkeiten bereiten, wenn an den Gerüchten etwas dran ist. Jedoch wird Morandi im Sommer wahrscheinlich nicht Ablöse-frei zu haben sein, trotz scheinbar auslaufendem Vertrag. Wie der Blick erfahren hat, ist der Spieler ein weiteres Jahr an die Hoppers gebunden, falls dieser auf 22 Einsätze kommt. Aktuell steht er bei 17 Einsätzen, was einen Ablöse-freien Wechsel unrealistisch macht. Ein Wechsel bis Ende Januar ist allerdings nicht auszuschließen, der FC Basel zeigte sich interessiert.

Der Fall Morandi und die enthüllte Geheimklausel
Allerdings haben die Hoppers für die Rückrunde auch zugelegt. Gleich zwei Angriffsspieler wurden Leihweise nach Zürich gebracht, um im Abstiegskampf mitzuwirken. Der 18-jährige Nestroy Irankunda vom FC Bayern München Zwei und Bryan Lasme von Schalke 04 werden den Kader der Hoppers verstärken. Bei den Transfers zeigt sich jetzt schon der Einfluss des LAFC Europa-Korrespondenten Stephan Schwarz, der eine jahrelange Erfahrung im deutschen Fussballwesen mitbringt und Transfers von Deutschland nach Zürich ermöglicht.
Ob das Projekt mit Tomas Oral und den Leihspielern ausschliesslich dazu dient den Abstieg zu vermeiden oder ob sich die nächsten 6 Monate als Probephase erweisen werden und Oral im Sommer zum permanenten Cheftrainer ernannt wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt schwierig sagen. Fakt ist: Oral hat nur einen Vertrag bis im Sommer und wenn Morandi wirklich gehen würde, müsste man im Sommer auf dem Markt aktiv werden, ohne Leihen. Die Fans hoffen sicher nicht, dass sich die gleiche Geschichte abspielen wird wie mit den vorherigen Inhabern, die Gruppe um Jenny Wang. Diese schoben Spieler von Vereinen, die sie besassen oder immer noch besitzen hin und her und sorgten bei GC für grosse Chaos, da der Kader sich von Saison zu Saison komplett wandelte. GC will sicher nicht das zweite Mal eine reine Ausbildungsproduktion werden.
Prognose: Barrage, Platz 11
Ziele: Morandi für ordentliche Summe verkaufen (Marktwert liegt nur bei 900 Tausend Euro) sonst nicht verkaufen, Trainerproblem lösen, Spätestens im Sommer eine Vorstellung von einem Langzeitprojekt haben => Frage lösen über Orals Zukunft bei GC
Probleme: GC ist ein Tochterverein eines grösseren Vereins, der einen für ihre Zwecke missbrauchen könnte. Mit Morandi könnte man den Leistungsträger Nummer Eins verlieren
Somit verabschieden wir den Tabellenkeller und fokussieren uns morgen auf das (aktuelle) Tabellen-Mittelfeld. Der Abstiegskampf scheint spannend zu werden.