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GC-Amerikaner werfen mit der Verpflichtung Alain Suters ihr ganzes Konzept über Bord

Die Inhaber geraten im Abstiegskampf in Panik. Sie wollten die Grasshoppers vom alten Image trennen, doch werden bereits nach einem Jahr rückfällig.

Für Stephan Schwarz und seine Ideen ist kein Platz mehr auf dem GC-Schiff. (Chat-GPT Bild)

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Die Inhaber geraten im Abstiegskampf in Panik. Sie wollten die Grasshoppers vom alten Image trennen, doch werden bereits nach einem Jahr rückfällig.

Im Januar vergangenen Jahres landete die Delegation des Los Angeles Football Clubs (LAFC) in Zürich und übernahm den Rekordmeister mit einem Aktienanteil von über 90 Prozent. Fortan entscheiden sie, welche Richtung die Hoppers einschlagen und wie es gelingen soll, GC zu den glorreichen Zeiten zurückzuführen. Es soll baldmöglichst Pokale regnen, wie es früher der Fall war, als die Hoppers die Super League dominierten und insgesamt 27 Meistertitel sammelten.

Allerdings wolle man in Zukunft nicht mehr mit dem Rekordmeister-GC in Verbindung gebracht werden, sondern eine modernere Version des Klubs schaffen, die eine neue Ära einleitet. Dafür haben die Inhaber radikale Massnahmen ergriffen und keine Rücksicht auf die vorhandene Tradition genommen: Sie liessen den gigantischen Gummi-Heugümper, der an GC-Heimspielen den Spielertunnel überdeckte, verschwinden und ersetzten die Vereinshymne „Das isch GC“ durch einen Technobeat. Auf personeller Ebene entliessen sie den damaligen Cheftrainer und Ur-Hopper Marco Schällibaum und bauten einen Stab aus deutschen Fussballfunktionären auf, die sich aus Zeiten in den Ligen Deutschlands kennen.

Bei Anblick der Tabellenlage die Notbremse gezogen

Doch mit der zunehmenden Angst, in dieser Saison abzusteigen, lenken die Amerikaner den Kurs um, entlassen den Lenker der sportlichen Entscheidungen, Stephan Schwarz, und bedienen sich ausgerechnet bei der alten Garde für einen Ersatzmann.

Schwarz konnte den Hoppers innerhalb von vierzehn Monaten bereits seine Handschrift verpassen. Allerdings wurde seine Arbeit mitten im Prozess von den Inhabern für beendet erklärt. Spekulationen zufolge sei neben den sportlichen Misserfolgen dieser Saison auch der Umgang Schwarz’ mit einigen GC-Spielern ein Grund dafür gewesen, getrennte Wege zu gehen.

Doch beim Ersatz greifen die Amerikaner doppelmoralisch auf den ehemaligen GC-Stürmer und Ex-St.-Gallen-Sportchef Alain Suter zurück – einen, der das alte GC im Herzen trägt. Mit dieser Verpflichtung wird nicht nur ein Projekt gekappt. Schlimmer – mit Alain Suter holt man jemanden, der das alte Ideal ausstrahlt. Das scheint den Amerikanern allerdings gleichgültig zu sein.

Den Heugümper zur Heuschrecke gemacht

„Schriftsprache, bitte!“

So in etwa könnte die Anweisung des LAFC gegenüber der Vision des neuen GC geklungen haben. Denn aus der Liste der Verpflichtungen von Spielern und Mitarbeitern wird ersichtlich: Die Grasshoppers bedienten sich seit Stephan Schwarz’ Engagement mehrheitlich an deutschen Fussballdenkern und deutschen Fussballprodukten.

Netzwerke sind entscheidend

Einen Verein aus Personen zu bilden, die aus den gleichen Nationen stammen und somit in den gleichen Fussballschulen gross geworden sind, ist eine weitverbreitete Strategie. Das wohl bekannteste und extremste Beispiel ist der Verein Wolverhampton Wanderers in der Saison 2019/20 (Fun Fact: Die waren Teil des alten Netzwerks von GC, als die Chinesen noch Mehrheitsaktionäre der Hoppers waren). Dieser Klub hatte gleich neun portugiesische Spieler – die meisten davon Stammspieler – im Kader. Trainiert wurden sie vom portugiesischen Trainer Nuno Espirito Santo, dessen jetzige Mannschaft Nottingham Forest „Der Schlusspfiff“ bereits einmal porträtierte. Der Drahtzieher all dieser Verpflichtungen, ebenfalls ein Portugiese: Jorge Mendes, der als Berater und Vermittler die Personalien des Vereins festlegte.

Schwarz liess seine Bekanntschaften spielen

In ähnlicher Weise führte Stephan Schwarz bis vor Kurzem seine Ideen bei den Grasshoppers durch. Der deutsche Fussballfunktionär war vor seiner Zeit in Zürich fast dreissig Jahre als Scout und technischer Direktor bei den Vereinen VfB Stuttgart, 1860 München, Hoffenheim und Augsburg tätig. Es war somit keine Überraschung, dass Schwarz seine Bekanntschaften spielen liess und den Grasshoppers insbesondere Verbindungen zum deutschen Fussball schuf, zahlreiche Verpflichtungen aus der Republik einleitete und als Korrespondent für LAFC in Europa die Zürcher mit namhaften deutschen Personalien ausstattete.

Michael Henke berief er zum Assistenztrainer. Dieser war zweimal beim FC Bayern München Co-Trainer (unter Jürgen Klinsmann, Jupp Heynckes und Ottmar Hitzfeld) sowie Chefanalytiker beim deutschen Rekordmeister. Zudem holte Schwarz den ehemaligen Sandhausen-, Karlsruhe- und Ingolstadt-Trainer Tomas Oral zu den Grasshoppers.

Doch auch Spieler aus unserem Nachbarland fanden in den vergangenen beiden Transferfenstern den Weg zum Schweizer Rekordmeister. Nestroy Irankunda, der mit seinen gerade mal neunzehn Jahren als eines der grössten Talente seiner Altersklasse gilt, stiess per Leihe zu den Hoppers. Der Schalker Flügel Bryan Lasme wurde ebenfalls leihweise in die Schweiz transferiert, wie auch der Bayern-Zwei-Innenverteidiger Grayson Dettoni. Benno Schmitz vom ersten FC Köln kam ablösefrei in die Limmatstadt, ebenso wie Saulo Decarli aus Braunschweig und Ex-Raków-Spieler Sonny Kittel.

GC spielt die zweite Geige

Es besteht dennoch Hoffnung, die Beziehungen, die Schwarz schuf, aufrechtzuerhalten – zumindest jene zum FC Bayern, der in Zukunft den Grasshoppers weitere Talente bringen wird, die leihweise in Zürich Praxis sammeln können. Denn der LAFC, dem die Hoppers unterstellt sind, verfügt seit April 2024 über eine Partnerschaft namens „Red&Gold Football“ mit dem FC Bayern.

Allerdings können sich die Hoppers nicht sorglos auf die Partnervereine und deren talentierte Jungspieler verlassen. GC muss auf eigenen Beinen stehen können – und Stephan Schwarz half ihnen dabei.

Im Konstrukt von Los Angeles und München nimmt der Heugümper lediglich die Rolle des Statisten ein. Solange aufstrebende Nachwuchstalente bei den Grasshoppers unterkommen, sind die Amerikaner zufrieden. Eine nachhaltige sportliche Stabilität zu schaffen, scheint ihnen irrelevant zu sein – zumindest zeigt dies die Anstellung Alain Suters, die nicht zum definierten Plan vom Beginn der Ära passt.

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