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Verlängerung von Guardiola: Ein Fehlentscheid?

Nun verliert City sogar das Manchester Derby gegen Amorims United und macht die Krise perfekt. Guardiola und sein System geraten dabei ins Visier der Medien, wobei seine Vertragsverlängerung aufgrund von nur einem Sieg aus den letzten zehn Partien in Frage gestellt wird.

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Als König oder Kaiser inszeniert, der auf einem majestätischen Thron sitzend neben seinen zahlreichen Errungenschaften posiert, verkündet Manchester City die Vertragsverlängerung mit Josep „Pep“ Guardiola. Nach geraumer Zeit der Ungewissheit wirkt die Verkündigung auf die Anhänger der Skyblues wie ein Lichtblick in eine unvorhersehbare Zukunft. In der Gerüchteküche hatten sich die Citizens zuvor mit Gerüchten wie jenem über eine potentielle Anstellung von Xabi Alonso satt gegessen und sind nun froh Spekulationen vorerst vom Speiseplan zu streichen. Kritik wird wenig geäussert. Im Gegenteil: Es herrscht Freude bei den meisten beteiligten. Doch was wenn Guardiola den idealen Moment seines Abgangs verpasste und dessen Verlängerung Schäden anrichtet, die ein anderer zu einem späteren Zeitpunkt beseitigen muss.

In den letzten Duellen ging es für Guardiolas Mannschaft brutal zu und her. Gegen Feyenoord Rotterdam (3:3) zog sich „der König“ deshalb sogar einen Schnitt auf der Nase zu. Keine Fremdeinwirkung, muss angefügt werden.

Aus den letzten zehn Spielen konnten die Citezens neun Spiele nicht gewinnen . Sieben Niederlagen, zwei Unentschieden und ein Sieg lautet die Serie, welch so manchem Manchester City Fan zuvor nicht einmal möglich schien. Die Phase ist die formschwächste (aus 10 Spielen) für die Skyblues seit der Übernahme der City Group im Jahr 2008 und stellt einen Tiefpunkt für die jüngste Zeit des Klubs dar.

Die letzten 10 Spiele. Rot für Niederlage, Grün für Sieg und Grau für Unentschieden.

Das Problem mit dem Holding Midfielder

Man hört es immer wieder, doch es ist nunmal das zentrale Problem. Die Absenz von Rodri hat eine fatale Auswirkung auf den Spielplan von Guardiolas Man City. Der spanische Mittelfeldspieler der schnelle Gegenstösse von Gegner regelmässig unterbindet, fehlt der Mannschaft in der Defensivbewegung. Doch auch Offensiv scheint die Ruhe im Aufbauspiel bei City, seit Rodris Verletzung wie verpufft. Über mehrere Jahre habe sich Rodri seine Rolle angeeignet und sie perfektioniert, so Guardiola bei einer Pressekonferenz. Seine Position nun zu ersetzen ist schwierig und gelingt aktuell nur ungenügend.

Position von Rodri enorme Wichtigkeit, viele Gegenstösse über diesen Raum.

Zu Beginn der Saison wurde Mateo Kovacic als Holding Midfielder gebraucht bis Man City Rückkehrer Ilkay Gündogan die Position übernahm. Beide der genannten Spieler hatten bei den Vereinen bei denen sie spielten andere Rollen. Kovacic war bei Chelsea und Real Madrid der klassische Box to Box Midfielder und glänzte mit seiner Ausdauer und seiner Fähigkeit überall auf dem Feld zu sein. So einem Spieler fällt es schwer eine Rolle einzunehmen, bei der lieber wenige Meter gemacht werden, um sich konsequent in Positionen zu befinden, die bei Gegenstössen potentielle Gefahren eliminieren. Und Gündogan hat zwar eine fantastische Präzision was sein Passspiel betrifft, jedoch mangelt es bei ihm an der nötigen Physis und Schnelligkeit, um in Kontersituationen optimal zu reagieren. Der Deutsche bewegt sich lieber höher auf dem Spielfeld, wo er entscheidende Pässe in die Spitze spielt kann und seine Kreativität entfaltet. Zusammenfassend kann man behaupten, dass durch die Beobachtung beider Spieler, sie freiere Positionen präferieren und die Fans nicht erwarten sollten, dass diese Rodris Absenz decken müssten. Der Ball ist beim Trainer.

Guardiola mit neuem Spielstil

Doch hinter den Misserfolgen muss mehr stecken als nur die Absenz eines Weltklasse Spielers. Der Kader der Citizens ist so gut besetzt, dass sich Ausfälle wie jener von Rodri eigentlich kompensieren lassen müssten. Zwar fehlt seit dem Abgang von Phillips ein richtiger Backup auf der Sechs, jedoch könnten Änderungen im System potentielle Verbesserungen hervorbringen. Was wäre wenn Guardiola nicht mehr den Angriffsfussball spielen lässt, sondern mit seiner Mannschaft tiefer sitzt?

Ja, was wäre dann?

Das würde dazu führen, dass sie weniger anfällig auf Umschaltsituationen sind bei denen ihre aktuell verfügbaren Mittelfeldspieler oft überfordert sind. Allerdings muss betont werden, dass Guardiolas offensiver Spielplan unter einer tieferen Abwehrreihe leiden würde, da dann die Räume bei Angriffen grösser werden und weniger Spieler im finalen Drittel vorzufinden sind. Wenn man aber berücksichtigt, dass Man City mit Kevin De Bruyne, Ilkay Gündogan und Bernardo Silva über grandiose Ballverteiler verfügt, könnte auch ein weniger offensiver Spielplan funktionieren, der sich mehr auf hohe Bällen über die Abwehrkette fokussiert.

Eine weniger offensive Formation. Lange Bälle sind das Zepter.

Mit Erling Haaland und Jeremy Doku sind die optimalen Zielspieler vorhanden, die bis zum Tor ziehen können. Haaland mit seiner Physis und Schnelligkeit, Doku mit seiner Schnelligkeit und Dribbling. Pep Guaridola macht bisher aber nicht den Anschein, dass er grosse taktische Veränderungen im Sinn hat. Es lässt sich aber erkennen, dass er durch das Fehlen des Sechsers die Räume bei Angriffen noch enger machen möchte. Das macht es seinen Mittelfeldspiel zwar schwieriger Pässe zu finden, jedoch sind bei Balleroberungen der Gegner Rückeroberungen einfacher aufgrund der kleinen Räume und kurzen Distanzen. Zumindest in der Theorie sollte das helfen. Auf dem Spielfeld ist oft immer noch der Fall, dass die Citizens ihre Tore durch Gegenstösse erhalten.

Transfers und neue Positionen für Spieler

Wohl möglich müssten die Citizens auf dem Transfermarkt im Januar tätig werden und Spieler wie Zubimendi von Real Sociedad oder Ederson von Atalanta Bergamo verpflichten. Ob Systemänderung oder eine Neuverpflichtung: Das weiss Erfolgstrainer Pep Guardiola sicher am besten. Wie bereits erwähnt sieht es zurzeit es danach aus, dass vorübergehend eine kleine Systemänderung vorgenommen wurde, bei der Guardiola die Fähigkeiten seiner aktuell verfügbaren Mittelfeldspieler auszunutzen probiert. So kam es, dass auch Jack Grealish zwei Einsätze im zentralen Mittelfeld erhielt. Grealish kann im zentralen Mittelfeld bei engen Räumen aufgrund seiner Technik, die er auf dem Flügel erlernte, Lücken in kleinen Räumen finden. Und da die Gegner von Manchester City meistens in kompakten Formationen auflaufen, kann ein Flügelspieler im Zentrum durchaus von Vorteil sein. Dieser ist sich solche Situationen gewöhnt, bei denen der Druck gross und der Raum klein ist. Auf die lange Sicht wird Manchester City aber vermutlich einen passenden Ersatz verpflichten, da verletzungsbedingte Absenzen immer wieder eintreten. Dazu kommt, dass Manchester City den zweitältesten Kader der Liga vorweist. Somit könnten junge, frische Spieler ein neues Zeitalter für den Klub einläuten. Bei Transfers wäre es allerdings sinnvoller auf den Nachfolger von Pep Guardiola zu warten, da so einfacher ein Langzeitprojekt entwickelt werden kann.

Wie endet die Ära Guardiola?

In Interviews wirkt Pep Guardiola gestresst und spricht davon, dass er nicht gut genug wäre, um die Lösungen für die Probleme seiner Mannschaft zu finden. Vor den Spielen wirkt er angespannt, in seinem Büro verbringt er laut Angaben von Mitarbeitern bis zu 10 Stunden pro Tag und bei Interviews gibt er immer sich selber die Schuld, nie seinen Spielern. Absolute Leidenschaft vom Katalanen, der drei Mal zum Weltbesten Klubtrainer ausgezeichnet wurde. Doch hätte er nicht mit Klopp zusammen aufhören sollen? Die Dominanz von Manchester City in der Premier League nahm über die Jahre ab und es zeichnete sich eine Phase, wie wir sie jetzt haben, ab. Unnötig wäre es, wenn ein Erfolgstrainer wie Guardiola es ist, mit schlechtem Gewissen gehen müsste und die Mannschaft verunsichert wäre. Vielleicht war die Verlängerung der falsche Entscheid. Ein neuer Trainer im vergangenen Sommer hätte ein neues Projekt lancieren können. Ein Projekt für das es Zeit wird. Kevin De Bruyne, Kyle Walker und John Stones können nicht ewig spielen.

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